Die Verführerin

Zwei Töchter räumten die Villa ihrer verstorbenen Mutter. In der Stube stand noch der verschlossene Sekretär ihrer Mutter. Nie hatten sie den Sekretär offen gesehen, sich aber oft gefragt, was ihre Mutter wohl darin versteckte. Sie steckten den kleinen Schlüssel ins Schloss, der schwere Deckel des Aufsatzsekretärs klappte nach unten. Eine Reihe zierlicher Schubladen kam zum Vorschein. Sie zogen eine nach der anderen auf, fanden Rechnungsbelege und vergilbte Fotos, alte Einladungen und Geburtsanzeigen. Enttäuscht wollten sie schon aufgeben. Doch dann stiessen sie auf zwei Geheimfächer. Sie waren prall gefüllt mit Briefen, bündelweise geordnet und jeweils mit einem Band umwickelt. Fasziniert zogen sie die Bündel heraus und trugen sie vor das Haus. Da sassen sie nun, zogen einen Brief nach dem anderen hervor und lasen. Sie blieben stumm, waren erstarrt. Alles hätten sie erwartet, nur das nicht.